Von Barbara Schmidt
Hessen Mobil sucht nach Alternativen für die seit 60 Jahren geplante Hofheimer Umgehungsstraße. Es gab erste Gespräche mit Hofheim und Kriftel.
Hofheim/Kriftel. In Sachen B 519 neu tut sich was. Im Wiesbadener Verkehrsministerium, genauer in den Büros von Hessen Mobil, wird an "Untersuchungen bezüglich einer Alternative zur derzeit in der Planfeststellung befindlichen Ortsumgehungs-Trasse" gearbeitet, wie Hessen Mobil auf Anfrage dieser Zeitung wissen lässt.
Der Anstoß kam aus der Kreisstadt. Im Januar 2020 habe die Stadt Hofheim bei einen Besprechungstermin im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, das vom Grünen Tarek al Wazir geführt wird, ihre Untersuchungen zum Gebiet Marxheim II vorgestellt, so ein Sprecher von Hessen Mobil. Diese "Entwicklungen" hätten Eingang in die Untersuchungen von Hessen Mobil bezüglich einer Alternative zur umstrittenen Trasse der B 519 neu gefunden.
"Nachdem diese Untersuchung fertiggestellt war, konnte Hessen Mobil die Ergebnisse einer Verkehrsuntersuchung dem Ersten Stadtrat von Hofheim im Beisein des Ersten Beigeordneten der Gemeinde Kriftel vorstellen", teilt die Straßenbaubehörde zudem mit. Das Gespräch im Hofheimer Rathaus sei "der Auftakt für weitere Abstimmungen" mit dem federführenden Wirtschaftsministerium, das im Auftrag des Bundes die Ortsumgehung plant, die nach wie vor im Bundesverkehrswegeplan als Projekt mit höchster Prioritätsstufe gelistet ist. Beide Kommunen sollen in weiteren Gesprächen ihre Vorstellungen zur Entlastung von Hofheim und Kriftel erläutern.
Kriftels Erster Beigeordneter Franz Jirasek sagt auf Kreisblatt-Anfrage, vor allem sei es bei dem ersten Gesprächstermin um die sogenannte "Stromspange" als mögliche Alternative für den nördlichen Teil der Umgehungsstraße gegangen. "Es gab eine erste Untersuchung, an die sich weitere anschließen müssen", so Jirasek. Die Idee, Hofheims Norden eine Verkehrsentlastung zu verschaffen, indem eine direkte Verbindungsstraße zwischen der L 3018 unweit des Autobahnanschlusses Zeilsheim und der B 519 in Richtung Kelkheim/Königstein geschaffen wird, sei ja schon älter. Kriftels früherer Bürgermeister Paul Dünte hatte sie angeregt, nachdem für Bau und Betrieb des Umspannwerks ohnehin schon eine Asphaltstraße durch die Felder im "Läusgrund" gezogen worden war. Diese bis zur B 519 zu verlängern, sei eine Möglichkeit, so Jirasek, ob es die beste sei, müsse man sehen. Grundsätzlich sei für Kriftel aber interessant, dass das Verkehrsministerium das Thema Stromspange aufgegriffen habe. Mit der könnte die Gemeinde leben, sagt der Erste Beigeordnete, für den klar ist: Kommt die B 519 neu im Hofheimer Norden nicht, macht die Trasse, wie sie bisher geplant ist, insgesamt keinen Sinn mehr.
Für Kriftel sei natürlich das Mittelstück, das ein Brückenbauwerk über Bahn und Schwarzbach hinweg und eine anschließende Untertunnelung der Sportplätze vorsieht, das große Problem, erinnert Jirasek. "Das können wir auf keinen Fall mittragen." Ganz unproblematisch sieht Kriftel aber auch eine alternative Lösung für den Süden nicht, an der Hofheim wegen des beabsichtigten Baugebiets Marxheim II besonders gelegen sei. Zusätzlicher Verkehr komme dann auf die L 3011 neu, die schon jetzt stark belastet sei. Hier müsse man abwarten, was die Planer an Ideen vorstellten.
Jirasek hat aus dem jüngsten Gespräch mitgenommen, dass die Planung, "wie sie noch Gegenstand der Planfeststellung ist, nicht umgesetzt werden wird." Hessen Mobil sei jetzt "bemüht nach Alternativen zu schauen." Hofheim habe aber ein Interesse daran, dass man nicht nur Teillösungen diskutiere.
Diese Position unterstreicht der Erste Stadtrat Wolfgang Exner. Zu einer Teillösung, wie sie Hessen Mobil nun ins Gespräch gebracht habe, werde es von Hofheim kein okay geben, so Exner. "Es muss ein ganzes Paket her. Erst wenn das vorliegt, kann sich die Stadt positionieren."
Auch Exner hält aber das Mittelstück der noch immer gültigen Trassenplanung nicht mehr für realistisch. "Hofheim wird nicht an der Untertunnelung der Sportplätze festhalten", sagt er in aller Deutlichkeit. Für die sogenannte "Stromspange" habe Hessen Mobil keineswegs bereits eine Planung vorgestellt, sondern nur "ein paar Striche auf Papier". Präsentiert worden seien lediglich Untersuchungsergebnisse, wie sich eine solche Verbindung auswirken werde. Eine Entlastung für den Hofheimer Norden löse aber die Verkehrsprobleme der Kreisstadt nicht. Dass jetzt in Wiesbaden überhaupt wieder an Lösungen gearbeitet wird, sieht auch Exner als Fortschritt. Wann es einen Vorschlag gibt, darüber will er nicht spekulieren. "Aber ich hoffe, dass es mit dem guten Willen aller Beteiligten jetzt sehr viel schneller geht." Barbara Schmidt