Gegner der Umgehung reden vom K.o. für die Trasse. Die Stadt sagt, es gebe wohl noch etwas zu retten.
Wolfgang Exner, Erster Stadtrat und CDU-Bürgermeisterkandidat, ist das personifizierte gute Gewissen. Stadt und Stadtwerke hätten mit der Abgabe der Risikoanalyse zu den städtischen Trinkwasserbrunnen und der B519neu alles richtig gemacht. Das bestritten auch die Grünen nicht, die das Thema überhaupt erst auf die Tagesordnung im Planungsausschuss gebracht hatten. Wie gestern berichtet, hatten von den Stadtwerken als Gutachter beauftragte Geologen festgestellt, dass das Hofheimer Trinkwasser sowohl durch den Bau als auch durch den Betrieb der B519neu höchst gefährdet sei und die komplette Hofheimer Trinkwasserversorgung bei einem Unfall für sehr viel Geld total neu konzipiert werden müsste.
"Nicht unsere Baustelle"
Die Frage der Grünen, wieso die Risikoanalyse erst so spät in das Planfeststellungsverfahren eingebracht worden sei und wieso es dann eigentlich nur per Zufall bekannt geworden sei, beantwortet Exner mit den Zeitabläufen des Verfahrens. Dass die Ergebnisse eigentlich ein K.o. für die Trasse seien, sei nicht die Sache der Stadt, da müsse sich das Straßenverkehrsamt (ASV), das sich heute "Hessen mobil" nennt, Gedanken machen. Exner: "Die Umgehungsstraße ist nicht unsere Planung und Baustelle."
Die Brunnen seien weitaus älter als die schon 40 Jahre andauernden Planungen für die Trasse, und der Schwarzbach sei noch viel älter und noch länger bekannt, wundert sich auch Exner, dass beide jetzt zum Thema des ASV würden. Als Träger öffentlicher Belange hätten die Stadtwerke dann, als sich das ASV wieder um die B519neu gekümmert habe, ihre Bedenken angemeldet. Ganz neutral, ohne Rücksicht auf die Interessen der Stadt Hofheim, so wie es sich für einen Träger öffentlicher Belange eben gehöre. Dass das nicht schon früher passiert sei, liege allein am ASV, dass sich einige Jahre lang nur um Projekte aus dem Konjunkturprogramm gekümmert habe. Danach habe das ASV gemerkt, dass es die Risikoanalyse brauche. Und die Stadtwerke hätten geliefert.
Eintrag ins Protokoll
Die Vorlage für Ärger zwischen Exner und dem Grünen Oliver Christ lieferte Christian Vogt (CDU), der vorschlug, man solle doch mal "grundsätzliches Vertrauen" in die Behörden haben. Wenn man da nicht nachhake, werde man doch nur belogen, konterte Christ und trieb damit Exner auf die Palme, der diese Bemerkung im Protokoll vermerkt haben wollte. Er habe alle Regierungen gemeint, betonte Christ. Planungsdezernent Wolfgang Winckler meinte, Christ wolle "vorzeitig das Totenglöcklein für die B519neu läuten". Anders als der Grüne ist die Stadt nämlich der Ansicht, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, die Bundesstraße durch das Wasserschutzgebiet zu führen. Wer denn die Grundwassermessstellen bezahlen würde, wollte Christ wissen, und Exner antwortete, die Stadt werde sich nicht daran beteiligen. Zudem gebe es ja öffentliche Kontrollen durch eine neue Offenlage dieses Punkts der Planfeststellung. Genau da hat Trassengegner Christ so seine Bedenken.